Dach, Zwiebelturm und Fassade wurden saniert – Stadt erhielt für das Projekt eine Förderung vom Bund in Höhe von 600.000 Euro – Kostenrahmen um 335.000 Euro unterschritten

Minden. Noch glänzt sie goldbraun, wenn die Sonne darauf scheint. Aber weit oben unterhalb der Spitze mit der Wetterfahne sind schon erste grünliche Flächen zu erkennen. Die Rede ist von dem mit Kupferplatten neu gedeckten „Zwiebelturm“ auf dem Gebäude „Alte Regierung“ am Großen Domhof. Mit einer Förderung aus Bundesmitteln in Höhe von 600.000 Euro wurde von November 2023 bis Ende 2024 der sogenannte Bauteil D, der wie fünf weitere Gebäude des Komplexes unter Denkmalschutz steht, außen saniert. Nun zeigt sich die sandgestrahlte Fassade des repräsentativen Baus aus Porta-Sandstein, der Uhrenturm und auch das Dach in neuem Glanz.

Das Dach des mehr als 175 Jahre alte Gebäudes erhielt eine neue Holzlattenkonstruktion und neue Ziegel, innen wurde es gedämmt. Die 1.200 Quadratmeter Fläche umfassende Fassade aus Porta-Sandstein musste an rund 350 Stellen ausgebessert werden – mit neuem Fugenmaterial und zum Teil auch neuen Steinen. Mit planerischer Unterstützung der Planungsgemeinschaft „Historische Bauten aus Salzgitter“ wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet, welches die Belange des Denkmalschutzes eindringlich berücksichtigt. Alle Sanierungsschritte wurden in enger Abstimmung mit den zuständigen Denkmalschutzbehörden durchgeführt.

Im Frühjahr 2025 wurde das Gerüst sukzessive abgebaut und auch der Eingangsbereich ist wieder frei, so dass nun das Ergebnis der Sanierung bei einem Ortstermin in Augenschein genommen werden konnte. Die Hauptarbeiten wurden bereits im Dezember 2024 beendet. Noch sind aber einzelne Handwerker vor Ort, um Restarbeiten zu versehen und Mängel zu beseitigen.

Die städtische Gebäudewirtschaft hatte für das Projekt ursprünglich Kosten in Höhe von rund 1,15 Millionen Euro berechnet, wie Projektleiter Michael Graf berichtet. „Mit 815.000 Euro an tatsächlichem Aufwand konnte das Projekt aber deutlich günstiger abgewickelt werden“, stellt Stadtkämmerer und Beigeordneter für Finanzen und Gebäudewirtschaft, Norbert Kresse, heraus.

„Zwiebeltürme in dieser Größe sind in Ostwestfalen selten“, berichtet der Leiter des Bereiches Gebäudewirtschaft, Jörn Schunk, beim Ortstermin. Die Sanierung des Kupferdaches der „Alten Regierung – von 1846 bis 1848 errichtet – sei für den beauftragten Dachdeckerbetrieb „kein alltägliches Geschäft und schon eine größere Herausforderung gewesen“, ergänzt Projektleiter Graf. Das Kupferdach des Uhrenturms hatte das Ende seiner Lebensdauer erreicht, im Übergangsbereich zum Hauptdach kam es zu Wassereintritt bei Regenereignissen. Kupferdeckung und Schalung wurden im Rahmen der Maßnahme erneuert, das Tragwerk zimmermannsmäßig instandgesetzt und gedämmt.

In der Fassade mussten ganze Steinblöcke aus der 85 bis 110 Zentimeter dicken Wand herausgelöst und ersetzt werden. Da der Steinbruch an der Porta Westfalica schon lange stillgelegt ist, musste ein ähnlich farbiger Ersatzstein, der nun aus dem Emsland kommt, gefunden werden. Projektleiter Graf deutet auf die etwas helleren Steine im Sockel und an einer Ecke. Aus dem beige-braunen Porta-Sandstein sind unter anderem auch das historische Rathaus und der Dom gebaut worden.

Nach der schonenden Reinigung der Außenwände fallen die vielen kleinen Löcher in der Süd-Fassade nun stärker auf, die Folge des Bombenangriffs Ende März 1945 auf die Mindener Innenstadt sind. „Hier sind Granatsplitter oder Querschläger bei der Bombardierung des benachbartes Doms eingeschlagen“, weiß Michael Graf. Die Gebäudewirtschaft habe in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz abgewogen, die Steine mit den Granatsplitter-Einschlägen auszutauschen oder so zu belassen. Man habe sich für letzteres entschieden, weil diese Fassade eben auch ein Zeitzeugnis des Krieges sei, ergänzt Bereichsleiter Schunk. Er verweist darauf, dass auch die große Uhr mit ihren Zeigern aus Messing an der Ost-Fassade nun auffällig glänzt. 

Gefördert wurde die denkmalgerechte Sanierung der Fassade, des Daches und des Zwiebelturmes vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung aus Mitteln für Investitionen in „Nationale Projekte des Städtebaus“. Das wertet der Beigeordnete als besondere Auszeichnung und präsentiert die vom damaligen Bundesminister Horst Seehofer unterzeichnete Urkunde. Rechts neben dem Haupteingang weist auch ein entsprechendes Metallschild auf das „Premiumprojekt“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat hin.

Bereits im Frühjahr 2021 hatte die Stadt die erfreuliche Nachricht über die Bundesförderung erhalten. Es dauerte dann aber noch fast zwei Jahre bis die endgültige Förderzusage schriftlich vorlag und mit der Ausschreibung begonnen werden konnte, so Kresse. Der lange Zeitraum dazwischen sei unter anderem mit umfangreichen Verfahrensabläufen zu erklären, die bei Bundes-Förderprogrammen vorgegeben sind.

Außen ist die „Alte Regierung“, die bis zum Bezug des größeren Neubaus am Weserglacis (Neue Regierung) Sitz der Bezirksregierung in Minden war, nun „sehr schick“. Der Innenausbau und auch die Aufarbeitung der Fenster erfolgen später. Sie gehören zum noch ausstehenden dritten Bauabschnitt der Rathaus-Sanierung. Den bilden die drei Gebäudeteile am Großen Domhof: „Alte Regierung“, Stadthaus und ehemalige Deutsche Bank.

Wann allerdings diese Arbeiten starten, ist noch von politischen Entscheidungen abhängig. Die Stadt will das Sparkassen-Gebäude am Kleinen Domhof kaufen, das sie bereits seit 1994 angemietet hat. 80 Mitarbeitende haben hier ihren Arbeitsplatz. Das Gebäude soll in absehbarer Zeit abgerissen und durch einen effizienteren modernen Neubau mit geplant 120 Arbeitsplätzen ersetzt werden. „Wir können nicht beide Projekte – dritter Bauabschnitt der Rathaussanierung und Neubau – gleichzeitig angehen“, macht der Beigeordnete Kresse deutlich. Es müsse beschlossen werden, welches Projekt den Vorrang erhalte.

Weitere Informationen zum Gebäude „Alte Regierung“ und zur Sanierung

Der Bauteil D des Mindener Rathauses, die sogenannte „Alte Regierung“, liegt im Zentrum von Minden gegenüber dem Dom am Großen Domhof und schließt den mehrteiligen Rathausbau im Osten ab. Die „Alte Regierung“ wurde im Wesentlichen in den Jahren 1846-48 erbaut und beherbergte zunächst die Regierung des Bezirks Minden, Anfang des 20. Jahrhunderts dann die Stadtsparkasse und ist heute Sitz von Teilen der Stadtverwaltung. Das Gebäude ist aus Porta-Sandstein erbaut und hat ein ziegelgedecktes Hauptdach, zum Großen Domplatz ist über dem Haupteingang ein kupfergedeckter Uhrenturm angeordnet. Im 2. Weltkrieg wurden das Dach und der Innenraum zerstört. Nach dem Krieg erfolgte – leicht verändert – der Wiederaufbau. So erhielt der Uhrenturm beim Wiederaufbau seine charakteristische „Welsche Haube“.

Die „Alte Regierung“ ist Teil eines aus sechs denkmalgeschützten Gebäuden bestehenden Rathauskomplexes der Stadt Minden, die derzeit umfangreich saniert werden. Das Bauteil D stellt dabei einen eigenständigen aber zentralen Gebäudeteil des gesamten Rathauskomplexes dar, dessen Außenwirkung durch die Fassade aus Porta-Sandstein stilprägend in der Mindener Innenstadt zur Geltung kommt. Zur denkmalgerechten Sanierung der Sandsteinfassade sowie des Kupferdaches wurden der Stadt Minden als Zuwendungsempfängerin ein Betrag in Höhe von 600.000 Euro durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung aus der Förderung von Investitionen in Nationale Projekte des Städtebaus bewilligt.

Im Rahmen der laufenden Rathausaanierung ist die Baumaßnahme in zwei Bereiche geteilt worden: Die innere Gebäudestruktur wird überarbeitet und eine neue Arbeitsplatzgestaltung ermöglicht. Bürger*innen und Mitarbeitende sollen so von modernen Büroraumkonzepten sowie einer umfangreichen Neugliederung des Rathausinnenlebens profitieren.

Die Sanierung der Gebäudehülle aller Rathausteile ist ein weiteres Projekt und wird durch die Stadt Minden in eigener Verantwortung durch den Zentralbereich 0.7 Gebäudewirtschaft umgesetzt. Oberstes Ziel ist der Erhalt aller denkmalgeschützten Gebäudeteile, deren äußeres Erscheinungsbild stilprägend für die unterschiedlichen Epochen der Mindener Stadtgeschichte sind. Die „Alte Regierung“ ist ein wesentlicher Teil dieser zu erhaltenden Bausubstanz.

Fotos: © Pressestelle der Stadt Minden

Von Julef