Zeitgeschichtlicher Roman als Beitrag zur Diskussion um die Stalag-326-Gedenkstätte
Morde in Wiedenbrück und Wien – eine ungewöhnliche Tatort-Kombination. Doch im neuen Kriminalroman „Blutwappen. Die Toten an Ems und Donau“ von Dr. Ralf Siepmann gehen die Ermittler nicht nur an diesen Schauplätzen auf Tätersuche. Die Handlung, die Mitte der 1960er-Jahre spielt, führt ihre Protagonisten in gleich mehrere ostwestfälische Städte.
Hochaktuelles Thema
Darunter ist auch Schloß Holte-Stukenbrock. Denn das zentrale Thema des Romans ist die Zwangsarbeit von Kriegsgefangenen während der NS-Herrschaft. So findet das ehemalige Stammlager 326 Senne bei Stukenbrock Einzug in die Handlung, heute eine der größten sowjetischen Kriegsgräberstätten in Deutschland. Durch die landesweite Diskussion um den Ausbau der Gedenkstätte Stalag 326 hat Siepmanns Geschichte eine Aktualität bekommen, die der Autor beim Schreiben nicht hatte vorhersehen können.
Nachkriegsjahre in der ostwestfälischen Provinz
Autor Ralf Siepmann (78), ehemals Referent im Presseamt der Bundesregierung und langjähriger Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Deutschlandfunks, verbrachte Kindheit und Jugend in Ostwestfalen. In seinem zeitgeschichtlichen Kriminalroman fängt er dank seiner Erfahrungen dort das Zeitkolorit der Nachkriegsjahre in der Region ein. Zugleich gelingt es ihm, wissenswerte Fakten – darunter auch manch unbequeme Wahrheit – zum System der Zwangsarbeit in eine spannende Krimihandlung einzuflechten. André Kuper, Landtagspräsident von Nordrhein-Westfalen, bescheinigt dem Roman, „faszinierend, tiefgründig und mit Gespür für die Region“ geschrieben zu sein.
Diskussion um die Erinnerungskultur
Mit den Orten der Handlung in Ostwestfalen-Lippe, in Österreich und auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs im tschechoslowakischen Brünn ist Siepmann gleichwohl ein „überregionaler Regionalkrimi“ gelungen, der über OWL hinaus einen Beitrag zur Diskussion um die Erinnerungskultur in Deutschland leisten will – verpackt in einen fiktionalen Kriminalfall, der die Ermittler lange rätseln lässt. Denn auch, als sich im Roman herausstellt, dass die Opfer vom System der Zwangsarbeit profitiert hatten, bleiben die entscheidenden Fragen: Wer wusste davon oder hat es erfahren? Wem lag – 20 Jahre nach der Befreiung des Stalag 326 – am Tod von Tätern und Profiteuren? Und welche Rolle spielt bei alldem ein Fürst der Habsburgermonarchie, dessen Spuren bis heute, mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Wirken in Wien, in Ostwestfalen zu verfolgen sind?
„Blutwappen“ ist als gebundenes Buch im Gütersloher Verlag „ostwestfaelisch.de“ erschienen und zum Preis von 20 Euro überall erhältlich, wo es Bücher gibt.
Autor Ralf Siepmann (78) präsentiert seinen neuen Kriminalroman +++ Fotograf: Holger Preuss