Rat stimmt mit großer Mehrheit vier weiteren Maßnahmen zu – Beigeordneter Kresse: „Das ist ein sehr großes und in die Zukunft gerichtetes Paket für unsere vielfältige Bildungslandschaft in Minden“
Minden. Der Rat der Stadt Minden hat in seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag, 20. Februar, einen weiteren, weitreichenden Beschluss zur Zukunft der Mindener Schullandschaft mit sehr großer Mehrheit gefasst. Zusammen mit den im Mai 2024 beschlossenen Maßnahmen will die Stadt Minden rund 152 Millionen Euro bis 2033 insgesamt vor allem in neue Schul- beziehungsweise Anbauten, aber auch in die Sanierung von bestehenden Gebäuden investieren. Mit dem Beschluss zu weiteren Maßnahmen der bisherigen Prioritäten 2 und 3 erreiche der 2017 begonnene Prozess eine weitere Stufe, fasst Norbert Kresse, Beigeordneter für Finanzen und Gebäudewirtschaft sowie kommissarisch verantwortlicher Vorstand für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit, zusammen.
In den Jahren 2017 und 2018 wurde die Umsetzung der Maßnahmen der damaligen Priorität 1 beschlossen – unter anderem der Ausbau der Freiherr-von-Vincke-Realschule und die Überplanung der Grundschulen Bierpohlschule und Dankersen-Leteln. Ende Mai 2024 erfolgte im Rat der Beschluss für vier erste Maßnahmen der Prioritäten 2 und 3. „Nun wurden vom Rat vier weitere Projekte auf den Weg gebracht“, erläutert Kresse und er stellt klar, dass es sich bei dem Schulbauprogramm um eine Grundlagenermittlung mit Konzepten für schulpädagogische Maßnahmen handelt, aber eben noch nicht um konkrete Bauplanungen. Die erfolgen erst in einem zweiten Schritt, wo weitere – auch baurechtliche Grundlagen – geprüft werden.
„Wir brauchen vor allem eines: mehr Platz für die zunehmende Zahl an Schüler*innen“, macht der Leiter des Bereiches Bildung, Rainer Printz, deutlich. Diese Zahl sei seit Ende Februar 2022 noch einmal deutlich mit der Aufnahme von aktuell rund 1.800 Geflüchteten – darunter auch viele Kinder und Jugendliche aus der Ukraine – gestiegen. „Flächenmehrung“, ist das Stichwort, das der Leiter des Bereiches Gebäudewirtschaft, Jörn Schunk, nennt. Deshalb stünden im Vordergrund des geschnürten Schulbaupaketes in erster Linie Neubauten und die Erweiterung von Schulen in der Trägerschaft der Stadt Minden.

„Wir haben keinen Sanierungsstau, sondern ein Flächenproblem. Neben der Schaffung von zusätzlichen Klassenräumen gehe es auch darum, den gewachsenen pädagogischen Anforderungen gerecht zu werden“, macht Schunk deutlich. Dennoch beinhaltet das 152 Millionen Euro umfassende Maßnahmen-Paket auch einige Sanierungsteile. Aus diesem Grund habe sich die Stadt Minden ein abgestimmtes und politisch beschlossenes Schulraumprogramm zugelegt, auf dessen Grundlage nun die erforderlichen Flächenmehrungen ermittelt worden seien. Im Zuge dieser nun anstehenden Maßnahmen würden aber natürlich auch einige Sanierungen im Bestand mit abgewickelt, so Schunk weiter.
Alle Neubauten von Klassentrakten seien in den vergangenen Jahren mit Differenzierungsräumen ausgestattet worden. Auch sei der Offene Ganztag in Minden deutlich gewachsen. Insgesamt 80,5 Prozent der Schüler*innen nehmen die Angebote des Offenen Ganztages in Anspruch, was unter anderem mehr Räume für die Betreuung und den Ausbau von Mensen notwendig mache. Es gebe an allen Schulen Schulsozialarbeiter*innen und weiteres pädagogisches Personal, das ebenfalls Räume bräuchte. Auch der gesetzlich verankerten Inklusion müsse Rechnung getragen werden – mit entsprechenden Räumen und der Barrierefreiheit von Schulen, ergänzt die stellvertretende Leiterin des Bereiches Bildung, Katja Everding.
Höchste Priorität des jetzt beschlossenen Maßnahmenpaketes erhält die Erweiterung der „Sekundarschule Am Wiehen“ auf eine Vierzügigkeit. An das im Sommer 2023 eingeweihte, neue Schulgebäude soll ein dreigeschossiger Klassentrakt an den Gebäudeteil A angebaut werden. „Das war planerisch bereits berücksichtigt worden, aber eigentlich erst in rund zehn Jahren vorgesehen“, berichtet Rainer Printz. Nun sei aber wegen wachsender Schüler*innenzahlen sowie einem ansteigenden Bedarf an Schulplätzen diese Maßnahme dringend vorzuziehen. Die Planung soll in den Jahren 2025 und 2026 erfolgen, die Ausführung 2026/2027. Dafür sind 5,3 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung berechnet.
Ein ebenfalls mittelfristig umzusetzendes Projekt ist die Erweiterung des vierzügigen Herder-Gymnasiums. Die Planung soll 2026/2027 erfolgen und die Ausführung in den Jahren 2028 bis 2032. Auch hier ist es in den Klassen schon seit längerem eng. Nicht nur durch die Rückkehr zum neunjährigen Weg zum Abitur (G9) fehlen Räume. Auch aus dem Schulraumprogramm der Stadt Minden ergeben sich Fehlbedarfe bei der gegebenen Vierzügigkeit in unterschiedlichen Bereichen. Da es auf dem vorhandenen Schulgrundstück keinen Platz mehr für einen Anbau gibt, soll nun ein Erweiterungsbau gegenüber auf dem jetzigen Kleinspielfeld entstehen. Das dann fehlende Spielfeld werde auf dem Gelände der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule (KTG) neu errichtet. „Damit entfällt der ursprünglich angedachte Neubau auf dem Grundstück der KTG“, erläutert Kresse. Die derzeit berechneten Kosten einschließlich des Ersatzes für das Kleinspielfeld belaufen sich auf 30,8 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung.

Eine weitere, jetzt beschlossene Maßnahme ist die räumliche Ertüchtigung der PRIMUS-Schule mit einem berechneten Volumen in Höhe von 21,4 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung. Die Schule soll im Primarbereich und auch in der Sekundarstufe I ganztagsgerecht ausgebaut werden. Die Planung ist für die Jahre 2028/2029 und die Ausführung in den Jahren 2030 bis 2033 vorgesehen.
Als viertes steht die räumliche Ertüchtigung der Grundschule Eine-Welt-Schule auf dem Plan. Diese soll bedarfs- und ganztagsgerecht ausgebaut werden. Zusätzlich soll ein zweigeschossiges Mensagebäude mit Ganztagsbereich als Anbau entstehen. Die Planungen sollen in den Jahren 2030/2031 und die Ausführung 2031/2032 erfolgen. Der Kostenrahmen hierfür beläuft sich auf 4,4 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung.
Nicht Bestandteil des Schulraumprogrammes war bislang die Ertüchtigung der Förderschule Kuhlenkampschule. Der Rat hat in seiner Sitzung am 20. Februar einstimmig den Beschluss gefasst, die Trägerschaft durch die Stadt Minden fortzusetzen. Auf den Weg brachte der Rat ebenfalls die Umsetzung der Schulbaumaßnahme. Geplant ist die Ertüchtigung des Schulgebäudes (Neubau eines Klassentraktes, Mensaerweiterung und Sanierung) inklusive der Sanierung der Sporthalle. Auch wurde – ebenfalls einstimmig – eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung beschlossen, die eine Kostenbeteiligung des Kreises und weiterer Kommunen beinhaltet. Die erforderlichen Mittel für die Ertüchtigung der Förderschule in Höhe von 14,9 Millionen Euro sollen in den Haushaltsjahren 2026 bis 2029 bereitgestellt werden.
„Das ist ein sehr großes und in die Zukunft gerichtetes Paket für unsere vielfältige Bildungslandschaft in Minden“, betont der Beigeordnete Kresse. Ziel der Bildungsplanung sei es, allen Bürger*innen individuelle Bildungschancen und Zugänge zu Bildungsangeboten zu eröffnen. Bildung finde aber nicht nur in den Schulen und Kitas statt, sondern in vielen weiteren Einrichtungen. Dafür arbeiten viele Fachbereiche der Stadtverwaltung zusammen – ob Sport, Kultur, Sozialer Dienst, Jugendarbeit oder Schulbüro. Sie alle verfolgen das 2022 in der Stadtstrategie gesetzte Ziel: die bestmögliche Entfaltung individueller Potenziale der Mindener Bevölkerung. Denn: Bildung ist in der Wissensgesellschaft ein zentraler Schlüssel für Teilhabe sowie das persönliche Fortkommen und Entfalten. „Für Minden ist eine gut ausgebildete Bevölkerung eine wichtige Voraussetzung für die positive soziale, ökologische und wirtschaftliche Entwicklung der Stadt“, heißt es in der Stadtstrategie.
Basis für das Schulbaupaket ist die Schulentwicklungsplanung. Diese wurde für die Primarstufe bis 2026 und die weiterführenden Schulen der Stadt Minden bis 2028 fortgeschrieben und durch die Stadtverordnetenversammlung entsprechend beschlossen. Die Verwaltung hat daraufhin eine Priorisierung und erste Grundlagenermittlung der Maßnahmen vorgenommen.

Diese Schulbaumaßnahmen der bisherigen Prioritäten 2 und 3 sind bereits Ende Mai 2024 beschlossen worden:
1. Räumliche Ertüchtigung des Besselgymnasiums für eine 5-Zügigkeit
Die Anmeldezahlen an den drei Gymnasien steigen weiter. Da auf den Grundstücken der übrigen beiden Gymnasien in der Innenstadt keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr bestehen, soll das Besselgymnasium – auch Sportschule NRW – fünfzügig erweitert und ertüchtigt werden. Der berechnete Kostenrahmen liegt laut Rahmenplanung der Gebäudewirtschaft bei 37,21 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung. Planungsbeginn ist in 2025, die Umsetzung soll ab 2027-2031 erfolgen.
2. Räumliche Ertüchtigung der Grundschule Am Wiehen
Auf der Grundlage des Schulraumprogramms wurde ein Fehlbedarf ermittelt. Zusätzlich soll der offene Ganztag gestärkt werden. Es soll daher ein Neubau entstehen, in dem künftig eine Mensa und der offene Ganztag untergebracht sind. Die berechneten Kosten liegen aktuell bei rund 7,04 Millionen Euro zzgl. Ausstattung. Die Umsetzung ist für 2029-2031 vorgesehen.
Für einen Kunstrasenplatz (2,24 Millionen Euro) und einen Parkplatz (550.000 Euro) am Standort werden bereits für den Haushalt 2026 Mittel eingestellt.
3. Räumliche Ertüchtigung der Grundschule Kutenhausen und Neubau einer Sporthalle
Die Umsetzung ist für die Jahre 2028 bis 2030 vorgesehen. In die jetzige Sporthalle sollen laut Planungen der offene Ganztag und eine Mensa einziehen. Damit gewinnt die Schule mehr Platz. Die berechneten Kosten für dieses Projekt liegen bei 5,76 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung.
4. Räumliche Ertüchtigung der Grundschule Michael-Ende-Schule
Der offene Ganztag braucht mehr Platz und ist barrierefrei zu gestalten. Dafür soll ein Anbau mit Aufzug im Übergang entstehen. Die berechneten Kosten liegen aktuell bei rund 7,52 Millionen Euro zuzüglich der Ausstattung. Die Umsetzung soll 2030-2032 erfolgen.