Bürgermeister und Archivare treffen sich zur Unterzeichnung einer Vereinbarung in der Kurstadt
Bad Salzuflen (03. März 2025). In der ostwestfälischen-lippischen Region gibt es zahlreiche Ein-
richtungen, die Kulturgut von lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Bedeutung ver-
wahren, um sie der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Jede dieser Einrichtun-
gen ist zum Schutz und zum Erhalt der von ihr verwahrten Kulturgüter verpflichtet und für sie
verantwortlich. Aufgrund von Naturkatastrophen, Feuer, Wasser, technischen Defekten, äußerer
Gewalt oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen können jedoch bei jeder dieser Einrichtun-
gen Schäden eintreten, denen mit eigenen Mitteln und Kräften allein nicht begegnet werden
kann.
Denn „ein Notfall hält sich nicht an Orts- oder Kreisgrenzen“, betont Bad Salzuflens Bürgermeister
Dirk Tolkemitt, der damit auch das gleichnamige Motto einer neu gegründeten Kooperation in
den Fokus rückt. „Um im Notfall handlungsfähig zu sein und drohende Schäden schnell erkennen
und verhindern oder zumindest eindämmen zu können“, so das Stadtoberhaupt weiter, bedürfe
es vorausschauender Risikoanalysen und sinnvoller Präventionspläne. Dafür haben sich ab so-
fort das Stadtarchiv der Kurstadt sowie die städtischen Archive Lage, Lemgo und Löhne kreis-
übergreifend zusammengeschlossen und den „Notfallverbund Lippe – Herford“ ins Leben geru-
fen.
Gründungsidee von institutionenübergreifenden Notfallverbünden
Die Idee zur Gründung von institutionenübergreifenden Notfallverbünden zum Schutz von Kul-
turgut stammt aus den Anfängen der 2000er Jahre und wurde von der Brandkatastrophe der
„Anna-Amalia-Bibliothek“ in Weimar 2004 und des Einsturzes des Historischen Archivs der Stadt
Köln fünf Jahre später beeinflusst, wie Matthias Kalkreuter, Bürgermeister der Stadt Lage, aus-
führt: „Diese und andere Ereignisse machen deutlich, wie schnell Notfälle auftreten können, die
dazu führen, dass wertvolle Kulturgüter auf lange Zeit nicht mehr genutzt werden können oder
im schlimmsten Fall sogar gänzlich verloren gehen.“
„Risiken und Gefahren eines Kulturgutsverlusts nehmen eher zu“
Markus Baier, Bürgermeister der Stadt Lemgo, ergänzt, dass es sich um Unikate handele, die
nicht mehr wiederzubeschaffen seien. „In Zeiten des sich vollziehenden Klimawandels ist zudem
davon auszugehen, dass die Risiken und Gefahren eines Kulturgutsverlusts eher zunehmen als
abnehmen.“ In der Folge ist ein erstes Ziel bei Gründung eines Notfallverbundes, dass „durch die
Unterzeichnung einer Vereinbarung ein rechtlicher Rahmen geschaffen wird“, erklärt Bernd Pog-
gemöller, Bürgermeister der Stadt Löhne, der es ermögliche, dass sich die Mitgliederstädte bei
Bedarf „gegenseitig mit Personal und Material unterstützen.“
Abstimmung mit weiteren Behörden und Durchführung von Übungen
Den Umfang der jeweils zu leistenden personellen und technischen Unterstützung bestimmen
die hilfeleistenden Institutionen entsprechend ihrer Kapazitäten. Zudem haben sich die Stadt-
archive Bad Salzuflen, Lage, Lemgo und Löhne des neugegründeten „Notfallverbundes Lippe –
Herford“ mit weiteren Behörden abzustimmen und führen regelmäßig gemeinsame Übungen
durch. Dabei sind die Arbeitsabläufe und Notwendigkeiten bei Eintritt eines Ernstfalls in den vier
Institutionen weitgehend gleich.
Die Notfallvereinbarung regelt jedoch nicht nur den Rahmen für Hilfsleistungen im unmittelba-
ren Schadensfall, sie schafft zudem eine Grundlage für den Austausch von Wissensbeständen,
gemeinsame Notfallübungen sowie die Planung und Evaluation von präventiven Maßnahmen.
Zur Prävention gehört auch die gemeinsame Anschaffung und Ausstattung von sogenannten
Notfallboxen, welche persönliche Schutzausrüstung für die Beteiligten sowie Material zur Erst-
versorgung von geschädigtem Archivgut beinhalten.
Notfallboxen für eine schnelle Erstversorgung
In den Notfallboxen befinden sich unter anderem Gummistiefel, Schutzanzug, Maske, Schreibu-
tensilien und eine Taschenlampe sowie Stretchfolie, in der feuchtes bzw. nasses Archivgut ein-
gewickelt wird, das sogenannte „Einstretchen“. Anschließend wird das erstversorgte Kulturgut in
Transportboxen verpackt und zur restauratorischen Weiterbehandlung abtransportiert. Mit der
Gründung des Notfallverbundes und der Beschaffung der Notfallboxen sind zukunftsweisende
Maßnahmen zum Schutz des von den Stadtarchiven verwahrten Kulturgutes geschaffen wor-
den

Neuer „Notfallverbund Lippe – Herford“ mit den Stadtarchiven Bad Salzuflen, Lage, Lemgo und Löhne gegründet: Zur Unterzeichnung der Notfallvereinbarung trafen sich (sitzend von links) Bernd Poggemöller (Bürgermeister Stadt Löhne), Dirk Tolkemitt (Bürgermeister Stadt Bad Salzuflen), Markus Baier (Bürgermeister Stadt Lemgo) und Frank Rayczik (2. Beigeordneter Stadt Lage; in Vertretung von Bürgermeister Matthias Kalkreuter) gemeinsam mit den Stadtarchivar*innen (stehend von links) Mathis Nolte (Löhne), Sonja Beinlich (Bad Salzuflen), Julia Plötzgen (Lemgo) sowie Lars Sonnenberg (Lage) +++ Stadt Bad Salzuflen