Kreis Paderborn (krpb). Über 20 Sprachen werden im Familienzentrum NRW- Städt. Kita „An der Abtsbrede“ in Paderborn gesprochen. Auf die Frage, wie viele es genau sind, möchte Leiterin Brigitta Heise ad hoc keine Antwort geben: „Hier zählen einfach die Kinder und dass sie sich bei uns willkommen fühlen“.  Zuhause armenisch, in der Kita deutsch – viele Kinder in Deutschland wachsen mehrsprachig auf. Ein Pluspunkt im Leben, an dem das Landesprogramm „Rucksack KiTa“ ansetzt. Das Sprach- und Bildungsprogramm fördert Kinder zwischen vier und sechs Jahren und ihre Familien, indem es die Mehrsprachigkeit aufgreift, die Integration fördert sowie Chancenungleichheit und Ausgrenzung entgegenwirkt.

Das Prinzip ist erfolgsversprechend: Die Eltern fördern ihr Kind zu Hause in ihrer Familiensprache, Erzieherinnen und Erzieher in der Kita in der deutschen Sprache. Das Besondere: Eltern, Erzieherinnen und Erzieher benutzen dafür die gleichen Arbeitsmaterialien wie Geschichten, Reime oder Bastelvorlagen – nur in unterschiedlichen Sprachen.

Verbindendes Glied in dieser Kette sind die sogenannten Elternbegleiterinnen und -begleiter, „ohne die das Programm nicht mit Leben gefüllt wäre“, betonen Theresa Trieu und Veronika Janzetic vom Bildungs- und Integrationszentrum des Kreises Paderborn, die in enger Verbindung mit den Begleitenden stehen. „Sie nehmen sich wöchentlich im Kita-Alltag die Zeit, um mit fremdsprachigen Müttern und Vätern in Rucksackgruppen zusammenzuarbeiten, zu erklären, zu verstehen und Tipps für die heimische Förderung zu geben“, erklärt Trieu.

Finanziert wurde das Programm „Rucksack Kita“, das seit 2015 im Kreisgebiet angeboten und derzeit in drei Einrichtungen im Kreisgebiet umgesetzt wird, bisher zu einem Großteil durch die Osthushenrich-Stiftung aus Gütersloh, außerdem durch das Landesförderprogramm „Integrationschancen für Kinder und Familien“. „Wir sind der Stiftung sehr dankbar für diese langjährige Unterstützung und werden das Erfolgsprojekt weiterführen“, verspricht Bernhard Lünz, Leiter des Kommunalen Integrationszentrums.
„Alles Geld dieser Welt kommt aber auch nur dann an, wenn Menschen vor Ort hinter den Projekten stehen. Deshalb sind Sie ein echtes Geschenk“, betont Claudia Holle, Geschäftsführerin der Stiftung.

Für die Städt. Kita „An der Abtsbrede“ ist Maida Topalovic Adrovic ein solches Geschenk. Seit einem Jahr begleitet die gebürtige Serbin vor Ort. „Es erfüllt mich einfach, mit den Menschen zu arbeiten“, erklärt sie ihre Motivation. In neun Sprachen hilft die Wahl-Paderbornerin weiter, wenn Eltern Fragen haben und vermittelt zwischen Einrichtung und Familie. „Ich schätze es auch für mich als persönliche Entwicklung“, bedankt sich Topalovic Adrovic für die Möglichkeit der beruflichen und nachhaltigen Integration.

Einen Dank, den Veronika Janzetic direkt zurückspiegelt: „Die Wärme und Herzlichkeit, das Engagement und die Vielfalt, die durch die Arbeit der Elternbegleiterinnen in die Einrichtungen fließen, sind nicht selbstverständlich und von unschätzbarem Wert“.

103 Kinder mit 19 Nationalitäten besuchen derzeit die Städt. Kita An der Abtsbrede. „Das Rucksack-Programm ist seit 2021 fester Bestandteil im Kita-Alltag. Und wird es auch bleiben“, verspricht Kita-Leiterin Brigitta Heise.

Die Koordination für die Umsetzung des Programms übernimmt das Kommunale Integrationszentrum des Kreises Paderborn. Auch Schulungen für die Rucksack-Teams werden regelmäßig zu verschiedenen Themen wie Mehrsprachigkeit, Literacy, Kinderrechte und Partizipation oder armutssensibles Handeln angeboten.

Interessierte Einrichtungen, die das Programm ebenfalls umsetzen möchten, können sich an Projektkoordinatorin Theresa Trieu vom Kreis Paderborn wenden unter trieut@kreis-paderborn.de oder Tel.: 05251 308 4637.

Sie leben und lieben die Rucksack-Kita (v.l.): Brigitta Heise (Kitaleitung), Carolin Kessler (stellv. Leitung), Agnes Labudda (Sozialbezirksleitung, Stadtjugendamt), Claudia Holle (Geschäftsführerin der Osthushenrich-Stiftung), Bernhard Lünz (Leitung Kommunales Integrationszentrum, Theresa Trieu (Projektkoordinatorin), Veronika Janzetic (Projektkoordinatorin), Walaa Al Hussin, Songül  Sacikaraoglu, Gulmina Ayaz, Flora Asanoska, Maida Topalovic Adrovic (Elternbegleiterin) +++ Foto: Kreis Paderborn

Von Julef