Wie die Digitalisierung Veranstaltungen sicherer machen kann
Lemgo/Kläschen. Wo Menschen sind, kann immer etwas passieren. Das wissen auch die Mitglieder des DRK Ortsverein Lemgo, die seit Jahren Teil des Sicherheitskonzeptes von Kläschen sind. In den letzten Jahren sei in Punkto Sicherheit sehr viel aufgestockt worden, so Andreas Arnlind und André Wiebesiek vom Einsatzteam für Kläschen. Doch irgendwann kann die Quantität nicht mehr Sicherheit ermöglichen. „Da sind Grenzen“, hieß es weiter. Dies ist leicht nachvollziehbar, denn man stelle sich mal vor, auf Kläschen würde es alle zehn Meter einen Stand des DRKs geben, sowie eine Hundertschaft der Polizei. Würde man die Sicherheitsmaßnahmen immer weiter erhöhen, wäre wohl irgendwann kein Platz mehr für das, wofür Kläschen so beliebt ist: Gemeinsamer Spaß, vergessen des Alltagsstresses und Weihnachtsstimmung. An dieser Stelle greift wohl der moderne Spruch: „Work smart, not hard“, was so viel heißt wie, dass man seine Arbeit klug und effizient weiterentwickelt und so ressourcenschonender zum Ergebnis kommt, als wenn man nach altem Konzept einfach noch mehr Energie in eine Sache steckt. Ganz nach dem Motto: Qualität vor Quantität.
Smart City und Kläschen
Die Lebensqualität der Menschen Lemgos und auch Kalletals nach dieser Devise auf Verwaltungsebene einer Kommune weiter zu entwickeln, ist Aufgabe des Modellprojektes Smart City, kurz MPSC. „Das Thema Gesundheit ist eines unserer fünf Pfeiler des Modellprojektes“, so Baeumer, Projektmanagerin von digital.interkommunal, dem gemeinsamen Projekt der Gemeinde Kalletal und der Alten Hansestadt Lemgo. So auch die Entwicklung der sogenannten Smarten Einsatzkräfteortung. Hierbei handelt es sich um ein digitales System, das Einsatzkräften, wie dem DRK bei Kläschen, die Ortung der eigenen Leute im Getümmel schneller erfassbar macht.
Bewährungsprobe
Bereits im letzten Jahr feierte die Smarte Einsatzkräfteortung auf Kläschen ihr Debüt. Seither konnte die neue Technik vom Smart City-Projekt auf weiteren Events in NRW eingesetzt werden. Nun ein Jahr später wurde Bilanz gezogen und ein Team von digital.interkommunal hat den Einsatz der Smarten Einsatzkräfteortung auf Kläschen durch das Deutsche Rote Kreuz Lemgo e.V. begleitet und die Nutzer interviewt. Nur so könne man den Einsatz neuer Technologien wirklich anwendungsfreundlich machen und optimieren, dass dadurch ein echter Mehrwert entsteht, so das Smart City-Team.
DRK, Kläschen und die Smarte Einsatzkräfteortung
Wie auch schon im letzten Jahr hat die Einsatztruppe unter der Anleitung von Sven Stelzer die Smarte Einsatzkräfteortung für den Sanitätsdienst auf Kläschen eingesetzt. „Es ist ein sehr gutes unterstützendes einsatztechnisches Mittel, welches die Zeit von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Einsatzkräfte vor Ort deutlich verkürzt“, so Bastian Wieneke vom DRK. Normalerweise würde die Einsatzleitung bei Eintreffen eines Alarms, zum Beispiel, weil sich jemand auf Kläschen verletzt hat, zunächst die genauen Informationen des Standortes der Verletzten Person einholen. Daraufhin muss mithilfe eines Dokuments, das für die Sicherheitskräfte extra gefertigt wurde, der Standort der verletzten Person spezifiziert werden, damit die Information am Ende schnell vermittelbar und keine langatmige Beschreibung notwendig ist. „Jetzt muss ich die Standorte meiner Teams abfragen, weil ich herausfinden muss, wer am nächsten an der Unfallstelle ist“, so John Bruschinski von der Einsatzleitung. Bei einem Live-Test konnte man feststellen, dass so eine genormte Abfrage für ein Einsatzteam im Durchschnitt 40 Sekunden dauert. Hat man mehrere Teams im Einsatz, benötigt das Einholen der Standortinformationen dieser entsprechend mehr Zeit. Was das Ganze noch erschwert, seien zum Beispiel die Umgebungsgeräusche. Das kann man sich gut vorstellen, wenn man überlegt, dass das Personal des DRKs im Moment der Standortabfrage direkt vor dem Musikexpress steht, der gerade in die heiße Phase übergeht.
Mit der Smarten Einsatzkräfteortung allerdings, weiß die Einsatzleitung immer genau, wo sich seine Teams aktuell befinden. Das wird ermöglicht durch die Mitführung eines Mobiltelefons mit GPS-Tracker, das einfach im Rucksack der Einsatzkräfte verstaut wird. Die Einsatzleitung weiß, welches Team welches Mobiltelefon hat und kann so auf einer digitalen Karte dessen Live-Standort nachvollziehen, der sich alle fünf Sekunden aktualisiert.
Präziser Einsatz
Wenn jetzt ein Notruf eintrifft, kann die Einsatzleitung, nachdem es den Standort des Patienten erfahren hat, im digitalen System sowohl den Sicherheitsplan einsehen als auch die Position seiner Leute. Auf einen Blick kann das Team ermittelt werden, das sich am nächsten am Einsatzort befindet. Nun muss nur noch per Funk durchgegeben werden, welche Einheit sich auf den Weg zu welchem Standort machen muss. Auf diese Weise benötigt die Einsatzleitung, statt der üblichen 40 Sekunden, nur noch etwa fünf Sekunden für den Funkverkehr mit seinem Team, das zum Einsatz gerufen wird. Diese Zeitersparnis könne das Leben von Menschen retten, da im Falle eines Herzinfarktes beispielsweise, die Chancen für erfolgreiche Rettungsmaßnahmen alle 10 Sekunden um 10% sinken, solange noch keine Hilfe eingetroffen ist. Jede Sekunde zählt.
Mit Sicherheit auf Kläschen
Zum Glück sind diese schweren Fälle nur sehr selten und Kläschen konnte auch in diesem Jahr wieder ohne schlimmere Vorfälle genossen werden. Für das Team des DRK war die Anwendung der Smarten Einsatzkräfteortung im Handumdrehen verständlich und die präzise Ortung der Einsatzkräfte war gewährleistet. Und so verbessern smarte Konzepte die Qualität verschiedenster Maßnahmen, ohne teurere quantitative Mittel einsetzen zu müssen. Das MPSC digital.interkommunal freut sich, dass die Smarte Einsatzkräfteortung so gut funktioniert und den Einsatzkräften ihre Arbeit erleichtern kann. Das Konzept ist per Open Source entwickelt worden, sodass auch andere Kommunen und Veranstalter schnell die Software der Smarten Einsatzkräfteortung von der Plattform Open CoDE beziehen können. Work smart.
Das ehrenamtliche DRK-Team, das am Donnerstag die Eröffnung des Kläschen mithilfe der smarten Einsatzkräfteortung begleitet hat. (vlnr. Thomas Rottmann, Sven Stelzer, André Wiebesiek, Karl Hammer, Dr. Andreas Arnlind, Bastian Wieneke, Lucas Tegt, John Bruschinski) +++ Foto: Alte Hansestadt Lemgo
Kommunikation mit dem Einsatzteam mithilfe der Smarten Einsatzkräfteortung auf dem Tablet. (Hier: John Bruschinski) +++ Bild: Alte Hansestadt Lemgo