Minden. Wassergläser, mehrere Dutzend Pinsel, jede Menge Acrylfarben und verschiedene Leinwände, dazu noch Schablonen und die eigene Kreativität – mehr braucht es nicht, um für rund zwei Stunden aus dem Alltag raus zu sein. Im Haus der Begegnung im Quartier Rodenbeck sind heute rund 20 Mindener*innen mit dabei, um „was mit den Händen zu machen“. Sie sind eine bunte Gruppe aus Mamas und Papas mit ihren Kindern. Und sie sind gekommen, um beim Familien-Projekt „MultiKuNST erLeben“ dabei zu sein.
Franzi Grunau vom WeserklecksWERK steht an diesem Nachmittag vor ihnen und erklärt, dass „jede und jeder mit einem tollen Ergebnis nach Hause geht“. Es war ihre Idee die Familien-Nachmittage anzubieten. „Unser Alltag macht es selten möglich gemeinsam mit den eigenen Kindern in Ruhe etwas Schönes zu gestalten. Hier haben sie die Chance entspannt zusammen an einem Projekt zu arbeiten“, sagt die studierte Pädagogin und Wirtschaftspsychologin. Im Vordergrund steht das Erleben. „Wer als Familie an einer gemeinsamen Arbeit werkelt, stärkt dadurch die familiäre Beziehung“, verdeutlicht sie. Es geht nicht darum die perfekte Leinwand zu gestalten, denn schön sind sie natürlich alle. Es geht darum sich als Familie auf den kreativen Prozess einzulassen, ohne Druck und ohne eine Verpflichtung, in lockerer Umgebung etwas zu erschaffen. Und es geht darum, gezielt etwas analog zu machen – ohne Smartphone und Tablet.
Zu Beginn sind die meisten Teilnehmenden etwas zurückhaltend. Die Gruppe kennt sich noch nicht und man weiß nicht so richtig, was einen erwartet. Doch Franzi Grunau schafft eine Atmosphäre, in der sie auf die Fragen eingeht, in Ruhe die verschiedenen Techniken erklärt und mit Rat und Tat zur Seite steht. Zuerst schnappt sich jede*r eine Leinwand. Darauf sind einige Buchstaben abgeklebt, andere Leinwände sind nur weiß. Sie alle bilden zusammen das gemeinsame Bild „MultiKuNST erLeben“ – ein Mosaik, das im Haus der Begegnung demnächst aufgehängt wird. Wann immer man dort vorbeikommt, für einen Termin, eine Bratung oder für ein Angebot, sieht man das große Bild an der Wand im Quartiersbüro. Im Anschluss wird die zweite Leinwand für das eigene Zuhause gestaltet. „Auch hier sind keine Grenzen gesetzt. Arbeitet mit Formen, Farben oder Schablonen. Hauptsache ihr macht etwas selbst“, ermutigt Franzi Grunau.
„Kreativität ist für mich eine Kraftquelle. Mir ist es wichtig, Menschen eine Auszeit aus dem Alltag und aus dem Berufsleben möglich zu machen. Über den kreativen Prozess vergisst man den Stress, man wird zunehmend gelassener und kann dann gestärkt in den Alltag zurückkehren und das vermittele ich den Familien“, betont Franzi Grunau. Sie weiß, als Dreifachmama und Unternehmerin, wovon sie spricht, denn in ihren Workshops, privaten Feiern, Teamevents und Teamtrainings im WeserklecksWERK geht es genau darum, aus „Zeit eine Auszeit“ zu machen.
Die Menschen, die sich für den Workshop angemeldet haben, haben Zeit bekommen, Zeit für sich, Zeit für Kinder und die Geschwister, hebt Carolin Oelrich hervor. Als Quartiersmanagerin in Rodenbeck unterstützt sie das Projekt – nicht nur personell, sondern auch finanziell. Der Quartiersfonds ist genau dafür da. „So können die Familien kostenfrei teilhaben. Denn es ist nicht für jeden möglich das Geld aufzubringen, um selbst so ein Angebot privat zu buchen“, weiß die Quartiersmanagerin.
Franzi Grunau stellte im Sommer einen Antrag. Das ist jedes Jahr vor dem Projektbeginn bis zum 1. März und 1. September schriftlich möglich. Und der Quartiersbeirat war von ihrer Idee überzeugt. Der Beirat setzt sich aus Mitgliedern, wie dem Ortsbürgermeister, Vertreter*innen von Kirche, Schule, Wohlfahrtsverbänden, Kita, Vereinen und Ehrenamt sowie Integrationsrat. Auch mit dabei sind fünf Bewohner*innen aus dem Quartier. Der Quartiersfonds unterstützt Einwohner*innen und Einrichtungen bei der Finanzierung von Projektideen. Gefördert werden unter anderem Mitmachaktionen, Seminare und Kurse, Material für Kunst- und Musikprojekte, Gesundheits- und Sportangebote sowie kleine Anschaffungen. Wer eine gute Idee hat, kann sie im Quartiersbeirat einreichen.
Wer mit den eigenen Kindern oder Enkelkindern Spaß daran hat einen Nachmittag zusammen mit Acrylfarbe Leinwände zu gestalten, hat die Möglichkeit noch am Familien-Projekt in Bärenkämpen teilzuhaben. Franzi Grunau wird am Donnerstag, 28. November, ab 16 Uhr im Begegnungszentrum (Sieben Bauern 20a, 32425 Minden) sein. Wer sich dafür anmelden möchte, meldet sich beim Quartiersmanager Bärenkämpen Siegmar Lindel (Telefon: +49 571 38874936, Mobil: 0175 5354873 oder per E-Mail an s.lindel@minden.de).