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Wie entsteht Diskriminierung – und was braucht es, um sie wirksam
abzubauen? Dieser Frage widmete sich die dritte Demokratiekonferenz der
Partnerschaft für Demokratie (PfD) Warburg im Pädagogischen Zentrum. Die
dritte Demokratiekonferenz hat deutlich gemacht: Wenn Menschen sich sicher
fühlen, gehört werden und gemeinsam nach Lösungen suchen, kann eine Stadt
sichtbar wachsen – an Offenheit, Teilhabe und Gemeinschaft.
Keynote: Alltagsrassismus beginnt früh.


Den Auftakt machte Autorin und Bildungsaktivistin Olaolu Fajembola mit ihrer
Keynote „Alles Rassismus, oder was?“. Mit einem Beispiel aus der Kinderliteratur –
einer Szene aus Pippi Langstrumpf, in der Pippi behauptet, Menschen im Kongo
liefen rückwärts – zeigte sie, wie tief Stereotype schon in frühen Geschichten
verankert werden. Die Keynote bildete einen einprägsamen Einstieg in das zentrale
Thema des Tages: Wie wirken unbewusste Muster, und wie können wir sie
erkennen?

Von Alltagsbildern zu strukturellen Fragen
Nahtlos knüpfte anschließend Prof. Dr. Lorenz Narku Laing an die zuvor gesetzten
Impulse an und richtete den Blick auf en Blick auf gesellschaftliche und institutionelle
Ebenen. Laing forderte die Anwesenden zu einem kleinen „Kompetenztest“ auf:
Zunächst sollten Musiker genannt werden, die vor 1950 verstorben sind. Die
Antworten lauteten etwa: Bach, Mozart, Haydn.
Anschließend fragte er nach bereits verstorbenen berühmten Malern.
Auch hier wurden mit Picasso, van Gogh oder Rembrandt ausschließlich männliche
Maler genannt. Der Effekt war ein kollektiver Aha-Moment: Ohne jemanden zu
belehren, machte der Professor deutlich, wie sehr kulturelle Erinnerung männlich
dominiert ist – nicht, weil Frauen unbegabt wären, sondern weil ihnen über
Jahrhunderte die Bühne fehlte.

Bedingungen für das Sichtbarmachen von Diskriminierung
Laing vertiefte diesen Gedanken mit einem weiteren Beispiel:
Ein Unternehmen beschäftigt zunächst nur Männer – niemand erkennt
Diskriminierung.
Später arbeiten dort ein paar Frauen – trotzdem äußert keine von ihnen Übergriffe.
Erst viele Jahre später, mit einer größeren Gruppe von Frauen, trauen sich einige,
von unangemessenen Berührungen oder Nachrichten zu berichten.
Die Beispiele von Lorenz Narku Laing zeigen: Diskriminierung wird häufig nicht
geäußert, weil die Bedingungen fehlen. Prof. Dr. Laing hat eindrucksvoll gezeigt, wie
sehr uns kulturelle Muster leiten – und dass Diskriminierung genau dann sichtbar
wird, wenn Menschen genug Vertrauen und Teilhabe erfahren, um darüber zu
sprechen. Sein Vortrag erinnerte daran, dass das Benennen von
Ungleichbehandlung kein Zeichen von Spaltung ist, sondern ein Zeichen von
Integration.
Damit ergab sich ein roter Faden durch den Vormittag: erst der Blick auf alltägliche
Vorurteile, dann auf strukturelle Muster, schließlich auf gesellschaftliche Teilhabe als
Voraussetzung für Veränderung.


Workshops: Erfahrungen teilen – Lösungen entwickeln
In der abschließenden Fishbowl-Diskussion wurden die Ergebnisse der Workshops
zusammengeführt. Bürgermeister Tobias Scherf machte deutlich: „Uns sind in der
Hansestadt Warburg demokratische Werte mit Blick auf Toleranz, Vielfalt und
Miteinander wichtig und wir wollen mit den Erkenntnissen aus der
Demokratiekonferenz Vorurteile abbauen und ein gutes Miteinander in unserer Stadt
und den Dörfern voranbringen.
Koordinatorin Semira Klenk zog schließlich ein positives Resümee:
„Im Verlauf des Tages haben wir sehr viele engagierte Menschen miteinander ins
Gespräch gebracht und zahlreiche Impulse und Anregungen für die Arbeit in
Verwaltung, Vereinen und Schulen gegeben. Das rundum positive Feedback
motiviert für die Arbeit auch mit Blick auf Demokratie leben! in den nächsten Jahren.“

Gemeinsam für mehr Offenheit, Teilhabe und Gemeinschaft: (von links): Bürgermeister Tobias Scherf, Autorin und Bildungsaktivistin Olaolu Fajembola, Sänger und Rapper Martin Rietsch („2schneidig“), Koordinatorin Semira Klenk, Antidiskriminierungspädagogin Miriam Nadimi Amin, Sozialwissenschaftler Max Barnewitz und Prof. Dr. Lorenz Narku Laing +++ Foto: Arr-Hart

Prof. Dr. Lorenz Narku Laing regte mit Alltagsbeispielen zum Nachdenken über demokratische Werte an +++ Foto: Arr-Hart

Demokratische Werte in der Verwaltung praktisch umsetzen: Antidiskriminierungspädagogin Miriam Nadimi Amin leitete den Workshop für Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern +++ Foto: Arr-Hart

Von Julef