19.09.2025 | Bielefeld (bi)

Mädchen oder Frauen in prekären Lebenssituationen rutschen bei einer ungeplanten oder ungewollten Schwangerschaft häufig in eine schwere Krise. Doch in Bielefeld gibt es ein breites Netzwerk an Unterstützungsangeboten, auch zur vertraulichen Geburt. Um schwangere Frauen in dieser schwierigen Situation besser zu informieren und so zu stärken, hat der Sozial- und Gesundheitsausschuss die Verwaltung im Oktober 2024 beauftragt, Maßnahmen zur zielgruppenspezifischen Öffentlichkeitsarbeit für die anonyme und vertrauliche Geburt zu ergreifen. Diese Woche geht die Kampagne an den Start.

„Ziel des gemeinsamen Projektes ist es, vor allem junge Frauen und Frauen in prekären Lebensverhältnissen, deren Familien und ihr Umfeld einfach verständlich und zielgruppengerecht anzusprechen und über die Möglichkeiten rund um Schwangerschaft und die vertrauliche Geburt zu informieren. Wir wollen in dieser schwierigen Situation an der Seite der Mädchen und Frauen stehen“, erklärt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Daher hat sich die Stadt Bielefeld mit dem pro familia Ortsverband Bielefeld, dem Sozialdienst katholischer Frauen und der Diakonie für Bielefeld drei starke Partner an die Seite geholt. „Diese Träger sind über eine Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung bereits in der Schwangerschaftsberatung aktiv und verfügen über eine große Expertise bei dem Thema“, so Nürnberger. Regelmäßige Gespräche zwischen Fachverwaltung und Trägervertreterinnen unter Einbindung des Presseamtes begleiten die Umsetzung, ermöglichen Rückkopplungsschleifen und dienen der kontinuierlichen Weiterentwicklung und Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen.

„Manchmal scheinen Situationen ausweglos. Keine Frau soll in der Schwangerschaft das Gefühl haben, allein gelassen zu sein. Wir bieten einen geschützten Raum, in dem Sorgen und Ängste ausgesprochen werden dürfen – und gemeinsam suchen wir nach Wegen, die sich gut und sicher anfühlen“, erklärt Kerstin Buchta von der Beratungsstelle Kinder, Jugendliche, Familien und Schwangerschaft bei der Diakonie.

Gemeinsam mit den Beratungsstellen wurde in einem ersten Schritt eine Informationskampagne unter dem Titel „Schwanger, was jetzt?“ mit verschiedenen Bausteinen entwickelt: So werden in den sozialen Netzwerken zielgruppengerechte Beiträge und Stories veröffentlicht und an stark frequentierten öffentlichen Orten ist eine Plakatkampagne vorgesehen. Ergänzt wird dies durch eine digitale Monitorwerbung im ÖPNV: in allen Bussen und Straßenbahnen von moBiel wird ein Infoclip ausgestrahlt, sodass eine breite Sichtbarkeit im öffentlichen Raum erzielt werden kann.

Für besonders schwer erreichbare Zielgruppen, etwa wohnungslose Frauen, sollen alltagspraktische Gegenstände mit aufgedruckten Hinweisen auf die Beratungsangebote verteilt werden. So können auch in herausfordernden Lebenslagen niedrigschwellige Zugänge zur Hilfe ermöglicht werden. „Ob Adoption, Elterngeld oder ungeplante Schwangerschaft: Die Schwangerschaftsberatungsstellen in Bielefeld sind für die Frauen und Mädchen da! Daher freuen wir uns, durch die Aktion ‚Schwanger, was jetzt?‘ auf das vielfältige Angebot rund ums Thema Schwangerschaft und Elternschaft aufmerksam machen zu können. Wichtig zu wissen ist auch: Die Angebote sind kostenlos und auf Wunsch anonym“, berichtet Simone Mansfeld von der Beratungsstelle profamilia.

Zur Bündelung aller Informationen wurde eine eigene Unterseite auf der städtischen Homepage eingerichtet. Unter www.bielefeld.de/schwangerwasjetzt finden Betroffene, Angehörige und Fachkräfte übersichtlich alle Angebote und weitergehende Informationen. Die Seite wird kontinuierlich erweitert und bei Bedarf aktualisiert.

„Jede Schwangerschaft ist einzigartig. Wir begleiten Frauen in schwierigen Momenten mit Respekt und ohne Vorurteile. Wichtig ist uns, dass sie weiß: Sie ist nicht allein – und sie hat das Recht auf Unterstützung, Schutz und auf gute Entscheidungen“, so Gesa Lehmann von der Schwangerschaftsberatung SkF Bielefeld. Parallel zur Öffentlichkeitskampagne wird die Netzwerkarbeit u.a. mit Streetwork, Schulsozialarbeit, Angeboten der Wohnungslosenhilfe und Angeboten der Freizeitgestaltung (OKJA, Stadtteilzentren etc.) intensiviert, um persönliche Ansprache und individuelle Unterstützung zu ermöglichen.

Die Kosten für eine zweijährige Aufklärungskampagne werden mit rund 50.000 Euro beziffert und aus dem laufenden Haushalt finanzie

Von visionary