Oliver Trelenberg radelt in 81 Tagen 4.500 Kilometer durch Deutschland für einen guten Zweck – Stellvertretende Bürgermeisterin Renate Müller empfängt den Hagener vor dem Rathaus
Minden. „Wenn jede/r so denken und handeln würde, wäre die Welt vermutlich ein bisschen besser.“ Mit diesem Satz und einem großen Dank verbunden, begrüßte die stellvertretende Bürgermeisterin Renate Müller am vergangenen Freitag, 1. August, den Hagener Oliver Trelenberg vor dem historischen Rathaus in Minden. Oli, wie er sich nennt, radelt seit 2015 jedes Jahr einige tausend Kilometer für den guten Zweck. Sein Ziel ist es, Menschen, die wie er von einer Krebserkrankung betroffen sind oder waren, Mut zu machen und sie zu unterstützen.
Überall, wo Leute in ganz Deutschland auf ihn aufmerksam werden oder er ins Gespräch kommt, verteilt er seinen Flyer – mit seiner persönlichen Geschichte und Infos zum Projekt nebst Spendenkonto. Rund 800 Flyer hat er, als er in Minden ankommt, schon an die Frau oder den Mann gebracht. Auch die stellvertretende Bürgermeisterin bekommt einen in die Hand gedrückt. Nicht alle Flyer hatte er auf seiner Tour ständig dabei. „Ich lass‘ mir die zuschicken, wenn sie zur Neige gehen und ich sende auch die Radkarten, die ich nicht mehr brauche, wieder nach Hause, um mit möglichst wenig zusätzlichem Gewicht zu fahren“, berichtet er.
Unter Schirmherrschaft des Hagener Oberbürgermeisters Erik O. Schulz sammelt der Träger des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen und der Verdienstmedaille der Stadt Hagen bei seiner diesjährigen Tour Spenden für die Hilfsorganisation „Wünsch dir was e.V.“ (Köln). Dieser gemeinnützige Verein erfüllt schwer- und schwerstkranken Kindern und Jugendlichen lang ersehnte und manchmal auch letzte Herzens-Wünsche. Er habe auch schon für andere Vereine, die sich im Schwerpunkt um krebskranke Kinder und Menschen kümmern, gesammelt, berichtet Trelenberg.
Bereits das zehnte Mal ist der Marathon-Radfahrer in der Bundesrepublik Deutschland unterwegs. Er nutzt klassisch Karten und keine Navigation. Mehr als 100.000 Euro hat er an Spenden seit 2015 bereits gesammelt. Seine diesjährige Benefiztour dauert 81 Tage. Gestartet ist er am 19. Mai in seiner Heimatstadt Hagen. Dort wird er am 7. August – nach rund 4.500 Kilometern – zurück erwartet. Und wie seit nunmehr zehn Jahren – ein kleines Jubiläum – empfängt ihn der Schirmherr vor dem Rathaus an der Volme persönlich.
Täglich legt Trelenberg – um auf die Belange von krebskranken Menschen aufmerksam zu machen und auch „für eine bessere Lebensqualität“ – auf seinen Etappen zwischen 40 und 90 Kilometer zurück. Dieser großen Leistung zollte Renate Müller ihren Respekt. „Ich fahre zwar auch Rad, aber niemals so viel wie Oliver Trelenberg“, gestand die stellvertretende Bürgermeisterin. Sie überreichte ihm einen Umschlag mit einer privaten Spende und das Buch: „Überleben auf dem Fahrrad“, das Trelenberg mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht dankend entgegennahm. Grund zum Lachen hatte er in seinem Leben nicht, über das er kurz nach seiner Ankunft in Minden berichtet.
Bereits mit elf Jahren fing er – nach schlimmen Erfahrungen als Kind und Jugendlicher – an, Alkohol zu trinken. Er wurde abhängig und hörte schließlich 2003 mit dem Trinken auf. Er begab sich in ärztliche und therapeutische Behandlung. 2009 entdeckte er das Radfahren für sich, das – wie er selbst berichtet – einen positiven Einfluss auf seine psychische und physische Gesundheit hatte. Keine Therapie und keine Selbsthilfegruppe habe ihm besser geholfen als das Radfahren. „Ich komme nicht so gut mit anderen Menschen klar. Auf dem Rad und in der Natur fühle ich mich am wohlsten“, berichtet der Hagener.
2013 folgte der nächste Schicksalsschlag. Oliver Trelenberg erkrankte an Kehlkopfkrebs. Seitdem fehlt ihm der Kehldeckel, der den Eingang zur Luftröhre während des Schluckens verschließt, sodass Nahrung und Flüssigkeit in die Speiseröhre geleitet werden. „Dieses Ersatzteil habe die moderne Medizin leider noch nicht erfunden“, bemerkt er trocken. Deshalb müsse er beim Trinken und Essen sehr aufpassen, sonst droht Erstickungsgefahr.
Nach der Krebsoperation und der anschließenden Behandlung konnte er nur ein paar Kilometer Rad fahren, dann fehlte die „Puste“. Langsam steigerte er seine Leistung wieder. Seitdem nutzt er auch ein Pedelec und fährt seit zehn Jahren jeden Sommer zwischen 3.500 und 5.500 Kilometer quer durch Deutschland. Auf die Frage, wo es am schönsten ist, hat er die Antwort: „Eigentlich überall“ und ergänzt, dass ihm der Weserradweg schon sehr gut gefällt. Er fahre gerne an Flüssen entlang, so Trelenberg.
Die Touren plant er immer Weihnachten, „wenn alle anderen unterm Baum sitzen“. Und damit er nicht „auf dumme Gedanken“ komme und möglichweise anfange, wieder Alkohol zu trinken, hole er die Radkarten heraus und überlegt, wo er das nächste Jahr Station machen könnte. Die Stadt Hagen unterstützt ihn – unter anderem auch mit einem Brief des Oberbürgermeisters, der im Vorfeld an die Kolleginnen und Kollegen in den Städten und Gemeinden auf der Tour geschickt wird. Auch Michael Jäcke erhielt den Brief Ende März. Hierin wird das Projekt vorgestellt und um Unterstützung bei Übernachtung und Verpflegung gebeten, damit jeder Cent an Spenden auch ankommt.
In Minden war Trelenberg schon einmal. Auch seinerzeit kam er im „Hotel Bad Minden“ unter, wie er berichtet. Übernachtung und Frühstück spendete auch dieses Mal wieder der Inhaber. Trelenberg traf am 1. August – von Nienburg kommend – in der Weserstadt ein und fuhr am 2. August weiter nach Hameln. Weitere Etappen bis zum Ziel in Hagen sind Höxter, Paderborn, Lippstadt und Unna. Täglich fährt er zwischen 50 und 90 Kilometer mit seinem Pedelec. In 81 Tagen hat er sich nur drei Ruhetage gegönnt – zum Wäsche waschen.
Mehr über die Tour von Oliver Trelenberg können Interessierte hier erfahren: www.oli-radelt.de oder www.facebook.com/oliradelt

Foto: Pressestelle der Stadt Minden