01.10.2025 | Bielefeld (bi)

Im Heimat-Tierpark Olderdissen in Bielefeld findet die Hirschbrunft, also die Paarungszeit der Hirsche, in der Regel Ende September bis Anfang Oktober statt. Während dieser Zeit sind die männlichen Tiere besonders aktiv und laut, da sie um die Weibchen werben. „Besucherinnen und Besucher können dieses beeindruckende Naturschauspiel also ganz aktuell jetzt direkt im Tierpark erleben“, erzählt Tierparkleiter Dr. Benjamin Ibler. „Den Anfang macht der Rothirsch. Diesem folgt das Sikawild, ehe das Damwild ab der zweiten Oktoberhälfte den Abschluss macht.“ 

Die Brunft der Rothirsche ist ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Herbst Einzug gehalten hat. Besonders kalte Nächte und ein nebliger Morgen steigern den Brunftbetrieb und sorgen für Lebhaftigkeit. Der Platzhirsch – derjenige starke Hirsch der sprichwörtlich einen ganzen Bereich kontrolliert und Nebenbuhler vertreibt – nimmt in dieser Zeit nur wenig Nahrung zu sich und kann durchaus 20 kg Körpermasse verlieren.

„Manches Verhalten wirkt auf die Menschen befremdlich und archaisch“, erklärt Tierparkleiter Ibler. „Die Hirsche verteilen ihren Urin in Erdkuhlen, die sie vorher mit den Vorderläufen gegraben haben und wälzen sich darin. Damit markieren sie ihr Revier. Der Harn wiederum beinhaltet Duftstoffe, die wiederum das Paarungsverhalten der Hirschkühe beeinflussen soll. Wer aufmerksam ist, kann das derzeit auch am Gehege in Olderdissen riechen“, so Ibler. 

Wer im Werben um die weiblichen Tiere Sieger sein will, braucht ein stattliches Geweih. Das markante Röhren markiert den Brunftplatz und soll die Konkurrenz erschaudern lassen. Wer am lautesten über den Brunftplatz rufen kann, hat auch den mächtigsten Brustkorb, der als Resonanzkörper fungiert. Ein Hinweis auf die Körperkraft. Unüberhörbar dröhnt der tiefe, gepresste und langgezogene Ruf. Taucht ein kampfwilliger Kollege auf dem Brunftplatz auf, schreiten die Hirsche im Imponierschritt nebeneinander her, um sich gegenseitig die Flanke zu zeigen. Die meisten Konkurrenten lassen sich vom Platzhirsch schnell durch die Lautstärke der Brunftschreie beeindrucken und werden so vertrieben. Erst wenn keiner flieht, kommt es zum Kampf. „Allerdings lebt im Bielefelder Gehege nur ein erwachsener Rothirsch“, sagt Ibler. 

„Wer das imposante Röhren der Hirsche live erleben möchte, muss den Tierpark in den kommenden Tagen besuchen“, betont der Tierparkleiter. „Denn die Brunftzeit kann auch wieder schnell vorbei sein.“ Sein Tipp: Besonders in den frühen Morgenstunden oder am Abend kann man es vernehmen. Die Brunft beim Sikahirsch und beim Damhirsch ist dann längst nicht so spektakulär. Beim Sikahirsch gibt es statt des Röhrens nur ein Stöhnen. Beim Damwild zeigen die Herren die schönen Prellsprünge. 

Fpto: Jörg Buschmann

Von visionary