Gütersloh (gpr). Ein halbes Jahrhundert Ferienspiele – das klingt gewaltig und das ist es auch. Seit 50 Jahren nehmen durchschnittlich über 5000 Gütersloher Kinder und Jugendliche pro Jahr an den Ferienspielen mit der Miele-Stiftung teil. Organisiert vom Fachbereich Jugend und Familie der Stadt Gütersloh und finanziell ermöglicht durch die Miele-Stiftung sind die jährlichen Ferienspiele seit Mitte der 1970er-Jahre buchstäblich der Renner. Jetzt hat sich das 18. Erzählcafé, organisiert durch den städtischen Fachbereich Kultur in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv, einem gemeinsamen Rückblick auf die Geschichte der Ferienspiele gewidmet und auch die Wegbegleiter zu Wort kommen lassen.
Dafür haben sich im November rund 20 Interessierte in der Innovationsmanufaktur Gütersloh (IMA) eingefunden, um gemeinsam mit Moderatorin Nadine Becker-Kleinemas vom Fachbereich Jugend und Familie über den Erfolg und die Besonderheiten der Ferienspiele zu sprechen. Becker-Kleinemas koordiniert die Veranstaltung bereits seit 20 Jahren. Mit auf dem Podium saßen Ingrid Kowalski, seit 27 Jahren Übungsleiterin bei den Ferienspielen, Peter Rohde, ehemaliger Mitarbeiter des Jugendamtes der Stadt Gütersloh und früher selbst Organisator der Ferienspiele, sowie Horst Schübel, Geschäftsführer der Miele-Stiftung.
Auch nach vielen Jahren ist Ingrid Kowalski begeistert von der Freude der Kinder, es sei „wie eine kleine Familie“. Nicht alle Kinder hätten das Privileg, in den Urlaub fahren zu können. Da ist das Angebot der Ferienspiele, welches neben Sportkursen auch eine Kreativwerkstatt, die Naturschule, Fahrten zum Theater oder in Freizeitparks und vieles mehr beinhaltet – eine Möglichkeit, Neues auszuprobieren und zu lernen. Nadine Becker-Kleinemas betont: „Die Ferienspiele gibt es schon lang, viele Angebote haben Tradition, wir sind aber auch immer offen für Neues.“ So besuchen die Kinder bereits in der dritten Generation den Potts Park, aber auch über E-Sports werde nachgedacht. Die größte Herausforderung, so Peter Rohde, sei es, genügend Mitarbeitende zu finden, die bereit sind, Kurse zu leiten – das habe sich im Vergleich zu früher stark verändert. Denn: „Die Kinder sollen in den Kursen etwas lernen, am besten fürs Leben“, schließlich seien es Ferienspiele mit „Perspektive“, so der ehemalige Mitarbeiter des Jugendamtes. Kowalski: „Wir nehmen die Kinder ernst. Das steigert das Selbstwertgefühl und die Kinder erleben das Glück, am Ende etwas selbst geschafft zu haben.“ Inzwischen seien mehr Kinder dabei, die einen erhöhten Betreuungsbedarf mitbrächten – das sei früher anders gewesen. Aber, so Kowalski, es klappe trotzdem alles sehr gut. Auch, weil es für alle klare Regeln gäbe, früher wie heute. Moderatorin Becker-Kleinemas bestätigt, dass Inklusion durchaus ein Thema sei.
Horst Schübel, Geschäftsführer der Miele-Stiftung, berühren die Spiele besonders. Er hat sie von Anfang an miterlebt und sich nicht nur finanziell, sondern auch aus Überzeugung für die Ferienspiele eingesetzt. Sie sind der „Farbtupfer für die Kinder in Gütersloh“, meint Schübel, und weiter: „Kinder sind ein gutes Vorbild für Begeisterung.“ Die Mittel aufzubringen, sei mitunter schwierig gewesen, aber: „Wir sind in der glücklichen Situation, es immer geschafft zu haben, sodass die Spiele immer kostenfrei oder nur mit einem geringen Beitrag für die Familien versehen waren.“ Letzteres hebt auch Andreas Reinhold, Leiter vom Fachbereich Jugend und Familie, der sich aus dem Publikum beteiligt, deutlich hervor. Damit sei ein niedrigschwelliges Angebot für Kinder in der Stadt gesichert.
Nach Perspektiven und Wünschen für die Zukunft gefragt, sind sich alle einig: Es soll noch viele Jahre so weitergehen, auch die Zusammenarbeit mit der Miele-Stiftung. Horst Schübel: „Wir wollen neue Wege wagen und uns zugleich dem Zeitgeist anpassen.“ Dazu gehöre auch, so Rohde, sich neuen Zielgruppen zu öffnen. „Ferienspiele: Tradition, mit Herz und Hand und trotzdem offen für Neues“, so fasst Moderatorin Nadine Becker-Kleinemas den Abend zusammen.
Das Video der Veranstaltung ist ab sofort abrufbar auf dem Kulturportal unter www.stadt.gt/erzaehlcafes.

Im Gespräch über 50 Jahre Ferienspiele mit der Miele Stiftung: v. l. Peter Rohde (ehemaliger Mitarbeiter des städtischen Jugendamts), Ingrid Kowalski (Übungsleiterin bei den Ferienspielen), Koordinatorin Nadine Becker-Kleinemas (FB Jugend und Familie) und Horst Schübel (Geschäftsführer der Miele-Stiftung). Foto: Oesterhelweg














